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Eine Folge mit sehr viel Liebe zum Detail, nur selten etwas übertrieben, meist zum großen Gewinn. Der Schrulligkeit zuviel ist vielleicht Columbos Suche nach dem Wort „bewusstlos“. Und warum das Abspielen einer Notenfolge mit großem Bohei am Ende inszeniert wird, obwohl dies für das Detail, dass der Taktstock des Opfers gefunden wurde, völlig unwichtig ist, mag sich mir ebenfalls nicht erschließen. Aber sonst! Zunächst, dies ist völlig subjektiv, sagt mir das Milieu zu. Musiker, speziell Filmmusiker, was den Film bereits mit einer De-Palmaesken Film-im-Film-Sequenz eröffnen lässt. Und mit was für einer! Der vertonte Thriller ist, wohl bewusst, ein wenig klischeehaft, z.B. wenn dem Opfer die Exponate beinahe aus dem Ausschnitt fallen oder der Mord – wie die Musik – wenigstens entfernt an „Psycho“ erinnern. Eher Psycho für Arme. So ist es ein kleiner, gemeiner (Meta-)Gag, wenn später gerade der Verzicht auf diese Musik als künstlerisches Nonplusultra gilt. Mr. Crawford, der hier komponiert und den Taktstock schwingt, ist eben nicht der „Psycho“-Komponist Bernard Herrmann. Dies ist schon eher ein junger Mann, vor dessen Durchbruch aber der tiefe Fall – natürlich in die Ewigkeit – steht… Von obigen Details abgesehen stimmt hier einfach alles. Das Film- oder Fernsehmilieu kommt in Columbo-Folgen ja noch öfter vor, was nicht nur wegen der Örtlichkeit passend ist, sondern vielmehr, weil der Täter oftmals ebenfalls seine Taten, Vertuschungen, falschen Fährten „inszeniert“ wie ein Künstler. Hier geschieht dies sogar durch einen alten Aufzug, den ein größenwahnsinniger Regisseur einmal für einen einzigen Dreh in die Studiohalle einbauen ließ. Sozusagen die artgerechte (Crawford leidet ebenfalls an Selbstüberschätzung) Zweitnutzung und damit Berechtigung der Existenz des guten Stücks, wenn man so will. Und dann die wunderbaren Exkurse in Welt von Film und Filmmusik, hier ist nichts übertrieben selbstzweckhaft, sondern fügt sich in die Welt Columbos wunderschön ein. Beispielsweise wenn er mit Crawford „That’s Amore“ singt, das könnte von dem mir gar nicht nahe stehenden Manfred-Krug-Charles-Brauer-Tatort-Gesinge kaum weiter entfernt sein. Während die Tatort-Kommissare selbstverliebt vom Fall und von den Charakteren ablenkten, passt das zu Columbos Herkunft, zum zweckmäßig gönnerhaften Verhalten des Täters, und sicherlich nicht aus Zufall hat er einen Song eines Filmstars herausgesucht, Dean Martins. Darauf folgt sogleich ein heiteres Ratespiel, bei dem der Ermittler natürlich stets auf halber Strecke aufgeben muss, in dem das Psycho-Motiv, diesmal das echte, geschickt wieder auftaucht. Und dass man gute Filmmusik vielleicht nicht bemerkt, schlechte aber schon, mag stimmen, konterkariert aber hübsch Columbos Art, überhaupt alles zu bemerken, was anderen entgeht. Schlusspointe des Ganzen ist in einer späteren Szene eine wirklich schlechte, schmalzige Orchestersauce aus der Feder Crawfords, und ja, man bemerkt sie (auch diese hat eine Rechtfertigung in der Handlung – sein heimlicher kompositorischer Ausbesserer ist das Mordopfer). Stelle ich mir übrigens spaßig vor, wenn es hinter den Kulissen heißt: Komponier mal so’n richtig kitschigen Mist… Summa summarum eine sehr gelungene Folge! |