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Die allgemein positive Bewertung dieses Films hat mich gewundert, ich fand ihn eher durchschnittlich. Bei den Intelligenzlern des Originals handelt es sich offenbar nicht um Mitglieder der amerikanischen Mensa, sondern um solche der United Sigma Intelligence Association, daher das Sigma im Film; es heißt auch im Englischen Sigma, das ist also nicht Folge der Synchronisation. Die Übertragung als SIG, also "Special Interest Group" ist wahrscheinlich falsch, die Interessen der Gruppenmitglieder sind ja auch divers, es gibt kein gemeinsames Thema.
Interessant und nicht schlecht fand ich, dass der Mörder trotz seiner verbrieften hohen Intelligenz nicht die Arroganz einer Vielzahl anderer Columbo-Mörder an den Tag legt (der Schachspieler, der Chirurg waren da viel selbstbewusster). Allerdings ist der Mord auch nicht so perfekt geplant, wie man das eigentlich erwarten könnte. Technisch brillant war nur die Methode der Alibi-Beschaffung. Sie hatte allerdings einen Schönheitsfehler: als alle Mitglieder der Gruppe nach oben gegangen sind, muss Oliver Brandt heimlich die Krokodilklemmen vom Plattenspieler abziehen, also die Spuren des technischen Aufbaus beseitigen. Dass das gelingt, war aber nicht planbar. Hohe Intelligenz ist oft mit der Fähigkeit verbunden, schnell wichtige Details zu erkennen (das ist ja Columbos Spezialität), es wäre also nicht sonderlich unwahrscheinlich gewesen, dass ein oder zwei Gruppenmitglieder die Manipulation des Plattenspielers gesehen hätten, bevor Brandt etwas verbergen konnte. Er hätte einen Plan entwerfen müssen, in dem automatisch sichergestellt ist, dass dieses Problem nicht auftritt. Außerdem traf der Mörder keine Vorkehrungen, Fingerabdrücke an der Pistole zu vermeiden. Seine Planung sah natürlich vor, die Waffe verschwinden zu lassen, aber warum sichert er sich nicht zusätzlich ab für den Fall, dass da was schief geht? Es zeigt sich ja, dass er Schwierigkeiten hat, die Waffe loszuwerden, beinahe hätte Columbo sie entdeckt. Vollends unverständlich ist seine Sicherheit, dass der Regenschirm keine Brandspuren im Innern enthält. Hat er den ausgetauscht? Nein, Columbo findet ja die Spuren. Sie wurden in der Planung nicht berücksichtigt. Und Brandt hätte, dank seiner Intelligenz, in der Planung auch vorhersehen müssen, dass er sich am Kamin mit Asche beschmutzen kann. Normalerweise hätte er alle Handgriffe mal üben müssen, bevor er die Planung unmsetzt.
Übrigens glaube ich, dass Columbo den vollständigen Ablauf verstanden hatte, auch wie das Buch im richtigen Moment zum Fallen gebracht wurde. Er hat nur so getan, dass dieses Detail von einem anderen Intelligenzler durch "Vibrationen" erklärt wurde, um Brandt dazu zu bringen, seine doch so viel bessere Planung hervorzuheben, womit er sich aber auch zwangsweise verriet. Allerdings war er am Ende wohl froh, durch das Gefängnis seiner hübschen und nicht unsympathischen Frau zu entkommen, deren Ansprüche ihn aber letztlich zu Taten brachten, die er nur durch den Mord verheimlichen konnte.
Der Intelligenztest mit den Goldstücken ist ziemlich bekannt, aber ganz so minimal ist die Information dabei doch nicht, denn Columbo und seine Frau nehmen bei der Lösung selbstverständlich an, dass sie sowohl das Gewicht der Goldstücke und der Fälschungen kennen. Wäre das unbekannt, könnten Probleme auftreten, wenn etwa 5 falsche Goldstücke soviel wiegen wie 6 richtige. Insbesondere, wenn man dann mehr als 12 Säcke hat, gibt es wohl keine eindeutige Lösung mehr.
Das zweite Rätsel "Asphalt, Onkel, Honig, Abschied" ist eigentlich kein Intelligenztest, wie auch schon Dircules angemerkt hat. Bei so kurzen Sequenzen gibt es grundsätzlich alternative Lösungen, und was hier getestet wird ist bestenfalls ein Niveau sozialer Angepasstheit (also u.U. "soziale Intelligenz"). Denn warum ist die Lösung mit Nationalitätsadjektiven (holländischer Onkel, türkischer Honig, französischer Abschied) richtig, womit Asphalt rausfiele (aber warum nicht "sumerischer Asphalt"?) nicht aber, dass Honig das einzige Wort ist, das mit einem Konsonanten anfängt, oder dass Abschied das einzige ist, das keinen materiellen Gegenstand kennzeichnet? Die Lösung, die Columbo präsentiert und die offenbar von einer Vielzahl von Menschen als akzeptabel empfunden wird, ist die mit den Nationalitäten. Aber ein hyperintelligenter Autist würde vermutlich eine andere Lösung vorschlagen.
Frappant ist dieses Problem bei Zahlenfolgen, die meist zu kurz sind, um mit bloßer Intelligenz das nächste Element zu erraten. Beispiel: Ich geben als Zahlen "3,5,7" vor, was ist die nächste? Auf den ersten Blick sind das einfach die ungeraden Zahlen, also "9". Falsch, es war die "11". (Wieso war die "1" nicht dabei, wenn es die ungeraden Zahlen sind?) Ist dann klar, wie die Folge weitergeht? Ja, offensichtlich sind das die ungeraden Primzahlen, die nächste Zahl muss also dann "13" sein. Wieder falsch, es ist die "15". Und dann kommt die "19". Können wir jetzt, nach sechs Zahlen, das Bildungsgesetz angeben? Nein, die nun folgende Zahl kann ebensogut die "25" sein, wie die "27". (Im ersten Fall ginge die Folge "3,5,7,11,15,19,25,31,37,45,53,61,71," etc. weiter, im zweiten "3,5,7,11,15,19,27,35,43,59,75,91,123,", etc.) Die wirklich intelligente Antwort bei einer solchen Folge wäre, dass sie zu kurz ist, um den weiteren Verlauf mit einigermaßen großer Sicherheit vorherzusagen. |