Peter Falk, Interview vom 22. Februar 2003
Als Columbo erobert er seit 1971 die Herzen
vieler Frauen. Die Rolle des scheinbar trotteligen Kommissars war Peter
Falk wie auf den Leib geschnitten. Mit Jessica Schwarz spricht Mr. Trenchcoat
über Technopartys, Baseball und Menschen, die wie ungemachte Betten
aussehen.
Bild von ZDF.de
Jessica Schwarz: Ich sitze
hier mit Peter Falk, den ich ganz außerordentlich schätze.
Sie sind gerade aus der Show gekommen. Haben Sie es genossen, bei Thomas
auf dem
Sofa zu sitzen?
Peter Falk: Die Show ist so entspannt.
Ich denke, deshalb lieben die Menschen sie.
Sie ist etwas ganz Besonderes, wenn man sich die gegenwärtige Fernsehlandschaft
betrachtet, so frenetisch. Und er ist so bemüht, das Publikum für
sich in Beschlag zu
nehmen, es zum Applaudieren zu bewegen. Die Show hat schon eine tolle
Atmosphäre.
"Ab einem Alter von 35
Jahren fangen Kleider an, sich gut anzufühlen"
Jessica Schwarz: Wie fühlen Sie
sich in ihrer Polizeiuniform? Würden Sie sie gerne
einmal in einer Ihrer Serien anziehen?
Peter Falk: Sie ist mir ein wenig
zu sauber und zu sehr gestärkt. Ich fühle mich nicht
besonders wohl darin. Ich mag lieber ältere Kleidungsstücke:
ab einem Alter von 35
Jahren fangen sie an, sich gut anzufühlen.
Jessica Schwarz: Haben Sie eigentlich
in Ihren Filmen immer den gleichen Trenchcoat
getragen? Bestimmt ist doch mal einer kaputt gegangen.
Peter Falk: Der Trenchcoat war mein ganz persönlicher Mantel. Ich
habe ihn im Jahre
1958 gekauft und dann für meine Rolle als Columbo bis 1989 getragen.
Dieser Mantel
hat also sehr hart gearbeitet.
Jessica Schwarz: Es muss ein richtig
guter Mantel gewesen sein.
Peter Falk: Am Ende wurde er richtig
alt, so dass ich gut auf ihn achten musste.
Daher stellte ich jeden Abend eine Tasse Milch für ihn bereit.
Jessica Schwarz: Milch? Ist das gut
für den Mantel?
Peter Falk: (lacht leise)
Jessica Schwarz: Sie nehmen mich auf den Arm!
Peter Falk: (lacht weiter)
Jessica Schwarz: Es ist so außergewöhnlich,
dass Sie mit dem Charakter des
Inspektor Columbo auf der ganzen Welt so berühmt geworden sind. Wer
hat diesen
Charakter erschaffen? Hat der Produzent ihn entwickelt, der Regisseur
oder Sie selbst?
Peter Falk: Viele Personen haben daran
gearbeitet, aber ich denke, dass Columbo
meinen persönlichen Geschmack widerspiegelt. So ist er zum Beispiel
ein Slob, ganz so
wie ich es bin. Ich spreche hier nicht von einem Slav, das ist jemand
aus der
Tschechoslowakei, ich spreche von einem Slob, S-L-O-B. Kennen Sie einen
deutschen
Slob?
Jessica Schwarz: Ich denke, ein Slob
ist jemand, der immer cool bleibt.
Peter Falk: Nein, nein, ich sage Ihnen,
was ein Slob ist: Er sieht aus wie ein
Obdachloser, wie ein ungemachtes Bett. Das ist ein Slob! Man sagt zum
Beispiel auch,
"dieser Mensch ist slobby".
Jessica Schwarz: (stottert herum)
Peter Falk: (lacht herzlich)
Jessica Schwarz: (lacht auch) Warum
lachen Sie? Treiben Sie Ihre Späße mit mir?
Peter Falk: Nein, nein, keinesfalls.
Jessica Schwarz: Da bin ich mir gar
nicht so sicher...
Peter Falk: Nein, nein, machen Sie
weiter. Es tut mir leid!
"Die Menschen identifizieren sich mit Columbo"
Jessica Schwarz: Kommt der große
Erfolg der Serie Columbo vielleicht daher, dass
Sie meist in einem reichen Stadtteil von Los Angeles ermitteln? Sozusagen
der hart
arbeitende Detektiv gegen die High Society? Meinen Sie, dass der Hauptteil
der
Bevölkerung, die arbeitenden Menschen, sich daher besonders gut mit
Ihnen
identifizieren kann?
Peter Falk: Ja, das stimmt. Die Menschen
identifizieren sich mit Columbo, denn er ist
ein ganz gewöhnlicher Mann von nebenan. Er verfolgt Menschen, die
ein Verbrechen
begangen haben, obwohl sie es eigentlich besser wissen müssten, da
sie zu den
Privilegierten gehören. Sie gehen in einen Laden und kaufen sich
einen Anzug von der
Stange und sehen wundervoll darin aus, die meisten von ihnen haben Geld
und schöne
Häuser. Also warum müssen Sie einen Mord begehen?
Jessica Schwarz: Ich weiß es
auch nicht. Der Ablauf der Columbo-Filme ist immer der
gleiche: der Zuschauer erfährt sofort zu Beginn, wer der Mörder
ist und begleitet dann
Inspektor Columbo bei seiner Suche und schaut zu, wie er der Lösung
näher kommt.
Fast wie in einer Quiz-Show. Meinen Sie, dass auch darin der Erfolg der
Filme
begründet liegt?
Peter Falk: Ja, auf jeden Fall. Ich
denke, es liegt an zwei Sachen, dass die "Show" für
so viele Leute interessant ist, aber es ist auch sehr schwierig, die Geschichte
dafür zu
schreiben, denn eine Mordgeschichte enthält im allgemeinen ein Geheimnis,
und bei
den Columbo-Filmen gibt es kein Geheimnis. Ich mag es, wenn Leute sagen,
dass sie
Inspektor Columbo seien, weil sie heraus bekommen haben, wer der Mörder
war. Das
ist auch nicht besonders schwierig, da wir zu Beginn des Films den Mörder
vorstellen.
"Man muss die Zuschauer vom Einschlafen abhalten"
Jessica Schwarz: In den Filmen spielt
stets nur eine Handvoll Schauspieler mit. Ist es
einfacher, ein Drehbuch zu schreiben, wenn man sich nur auf wenige Rollen
konzentrieren muss?
Peter Falk: Ich denke, bei TV-Serien
ist es einfacher, wenn man sich nur auf drei, vier
Hauptcharaktere konzentrieren muss. Das ist natürlich auch einfacher
zu schreiben.
Aber bei Columbo gibt es nur einen Hauptcharakter und einen Gegner. Daher
sind
Szenen, die über drei, vier Seiten gehen, sehr schwierig zu schreiben
und ebenso
schwierig zu spielen, insbesondere weil man die Zuschauer vom Einschlafen
abhalten
muss.
Jessica Schwarz: Ich denke, es ist
essentiell, dass die Zuschauer nicht einschlafen.
Was die Leute vom Einschlafen abhält, ist, dass in jeder Folge von
Mrs. Columbo die
Rede ist, sie aber niemals auftaucht. Ist das ein Running-Gag?
"Ich rede die ganze Zeit über meine Frau"
Peter Falk: Ja, dies ist ein Running-Gag.
Ich mag das in einer Show. Ich denke, dass
auch viele andere dies mögen. Ich rede die ganze Zeit über meine
Frau.
Jessica Schwarz: Haben Sie eine Frau?
Peter Falk: Ja, ich habe eine Frau.
(beide lachen)
Jessica Schwarz: Stimmt es, dass es
eine neue Episode geben wird?
Peter Falk: Ja, sie wurde in den USA
vor zwei Wochen gesendet.
Jessica Schwarz: Wie war es?
Peter Falk: Es war gut. Mir hat es
sehr gut gefallen. Sind Sie ein familiärer Mensch
oder gehen Sie lieber auf einen Rave? Wissen Sie, was ein Rave ist?
Jessica Schwarz: Ein Techno-Rave?
Peter Falk: Ja, Sie wissen, was ein
Rave ist. Ich wusste das bis vor kurzem nicht.
Denken Sie, dass die meisten Leute wissen, was ein Rave ist?
"Columbo mag das Nachtleben"
Jessica Schwarz: Hier in Deutschland
gibt es einen großen Rave, die Loveparade in
Berlin. Deshalb weiß vor allem die junge Generation, was dies ist.
Peter Falk: Nun, ein Rave ist ein
Nachtclub, der für eine Nacht existiert und dann
wieder verschwindet. Junge Leute hatten diese Idee. Es kann zum Beispiel
in Hallen
oder auf offenem Feld abgehalten werden. Es ist ein Tanz.
Jessica Schwarz: Ja, es ist ein Technotanz.
(singt)
Peter Falk: Ja, Sie waren schon mal
dort und können das besser beschreiben. Dann
kennen Sie bestimmt auch diese Lichter.
Jessica Schwarz: Ja, das sind elektrische
bunte Lichter. "Columbo mag das
Nachtleben", das ist der Titel dieser Episode. Mussten Sie auf einem
Rave tanzen?
Peter Falk: Ja, wir gingen zu einem
Rave, ich konnte es kaum glauben. Ich hatte den
Mund weit offen, da ich so etwas vorher noch nie gesehen habe. Es war
aber eine gute
Show.
Jessica Schwarz: Haben viele Leute
die Show gesehen?
Peter Falk: Ja, eine Menge Leute haben
sie gesehen. Unglücklicherweise hatte wir
zwei starke Shows als Gegenprogramm: "CSI" und "Friends".
Sie hatten mehr
Zuschauer als wir.
Jessica Schwarz: Mist!
Peter Falk: Ja, Mist!
Jessica Schwarz: Ich bin sicher, sie
mochten "Friends" dann nicht, oder?
Peter Falk: Ich habe es nie gesehen.
"Nach den New York Knicks kommt erst mal lange
nichts"
Jessica Schwarz: Welche Filme schauen
Sie Sich denn an? Mögen Sie Thriller?
Peter Falk: Nun, das ist zwar etwas,
was viele nicht verstehen können, aber im
Fernsehen mag ich die New York Knicks, also das New York Profi-Basketball
Team. Und
ich schaue mir jedes Spiel an, das übertragen wird. Das ist bei mir
die Nummer Eins.
Und nach den New York Knicks kommt erst mal lange nichts (lacht).
Jessica Schwarz: (lacht)
Peter Falk: Das ist alles.
Jessica Schwarz: Sie gehen nicht ins
Kino?
Peter Falk: Oh doch. Ich habe mich
gerade mit einem Freund über einen Film
unterhalten, er hieß: "The Best In Show." Es war eine
Komödie über eine Hundeshow.
Sie war fantastisch. Wenn Sie die Gelegenheit haben sie zu sehen, dann
schauen sie
sich die an.
Jessica Schwarz: Den nächsten
Film, den ich mir ansehen möchte, ist "About
Schmidt".
Peter Falk: Oh, "About Schmidt,"
meine Frau hat ihn gesehen. Ja, der ist gut.
Jessica Schwarz: Wussten Sie, dass
Sie einen deutschen Kollegen haben, den Sie in
über 100 Ländern sehen können? Sein Name ist "Derrick".
Haben Sie davon gehört?
Peter Falk: Ich habe einen deutschen
Kollegen?
Jessica Schwarz: Ja, er ist gewissermaßen
der deutsche Columbo.
Peter Falk: Oh.
Jessica Schwarz: Sein Name ist "Derrick".
Haben sie jemals von ihm gehört.
Peter Falk: Nein, tut mir leid. Ist
er ein Detektiv? Wie groß ist er?
Jessica Schwarz: Wie groß ist
Derrick? Ich habe keine Ahnung wie groß er ist.
Peter Falk: Aha, ok.
Jessica Schwarz: Ich danke Ihnen für
dieses nette Gespräch und wünsche Ihnen eine
guten Rückflug in die Vereinigten Staaten.
Peter Falk: Jessica, es war sehr angenehm
mit Ihnen zu plaudern.
Jessica Schwarz: Ganz meinerseits.
Vielen Dank.
Redaktion: ZDFonline
Das Interview könnt ihr euch über die Homepage
von ZDF auch als Video anschauen, natürlich in englischer Sprache.
www.icolumbo.de
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