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Wie immer betrachtet Columbo mit amüsiertem wie gelassenem Staunen die Welt der meist leicht und gelegentlich auch gar nicht bekleideten Supermodels, die auf einem luxuriösen Anwesen Foto-Shootings für ein Hochglanz-Herrenmagazins und Pool-Partys veranstalten (das Ganze spielt offensichtlich auf den „Playboy“ an, nur gibt es hier die „Nymphe des Monats“ statt das „Playmate des Monats“). Dort ermittelt er, weil die Miteigentümerin gegen den Willen ihres Partners ihre entscheidenden 51 % an einen britischen Medienmogul verkaufen wollte, aber nie in London ankam. Die Anzeichen verdichten sich für Columbo wie für uns: Das war wohl Mord… Die Episode gehört zu den absoluten Höhepunkten der Serie! Zunächst einmal ist das Beiwerk gelungen (z.B.: Columbos misslungene Jogging-Versuche à la „Geld, Macht und Muskeln“, die Verlockungen durch bessere Zigarren, da „Zigarrenraucher die besseren Denker“ seien). Aber es gibt einen interessanten Mehrwert in einer durch und durch stimmigen Episode. Beispielsweise scheint Columbos Bemerkung, bei Whodunit-Romanen nie auf den Täter zu kommen – vielleicht geklaut aus „Tenebre“ (1982) – nur ein typisches Understatement zu sein. Aber vielleicht ist es auch ein Hinweis darauf, dass man Schein und Sein, Fiktion und Realität besser auseinanderhalten sollte. Und genau dies, es sei dem Erstsehen nicht genauer verraten, wird Columbo diesmal zum Fallstrick fast schon tragischen Ausmaßes. Dieser Film geht tiefer als alle anderen in die Seele Columbos, der sich auch scheinbar geschlagen als Gentleman zeigt, aber gelichwohl allen Ernstes als schlechter Verlierer entpuppt. Meine Lieblingsfolgen sind oft diejenigen, die die meiste Empathie wecken. Während es sich ansonsten um Empathie mit dem Täter handelt (z.B. #62 mit Faye Dunaway), geht es diesmal um Empathie mit Columbo. Wir lieben ihn ja eh, da hat es eine ungeheure emotionale Kraft, ihn so verletzlich wie noch nie zu sehen. Sein Schutzpanzer bröckelt, wir blicken in seine Seele, seine Verletzlichkeit, der Fall geht ihm sozusagen unter die Haut. Warum dies so ist, sei für alle, die diese Folge erst noch sehen möchten, nicht verraten, aber es ist geradezu genial und verleiht dem Film eine konsequente Meta-Ebene – dass diese auf Plot-Ebene nicht ganz logisch ist, ist mir völlig egal. Das „Prinzip Columbo“ selbst wird auf den Prüfstand gestellt. Der Täter scheint, was ja sehr unwahrscheinlich ist, nicht nur genau zu wissen, dass grad Columbo mit der Untersuchung beauftragt wird. Er scheint auch kurz mal à la „Last Action Hero“ (1993) von der fiktiven in die reale Welt herübergekommen zu sein und sich alle bisherigen Columbo-Folgen angesehen und sie genau analysiert zu haben (mit Ausnahme von #09, „Ein Denkmal für die Ewigkeit“, in dem wie auch hier mit der Regel gebrochen wird, dass der Blitz nicht zweimal an derselben Stelle einschlage). Und damit ist er Columbos gefährlichster Gegner und beschäftigt sich die Serie auch mit sich selbst, indem sie sich und der Täter den Inspektor denkbar schwierigst herausfordert. Das gelingt trotz einer entscheidenden Abweichung vom Üblichen, ohne sie von den Füßen auf den Kopf zu stellen; das ist vielmehr ein intellektueller und emotionaler Kampf auf höchstem Niveau. Am Ende gibt’s the switch und the switch of the switch, soviel sein gesagt. Auch dies ist aber wunderbar und überhaupt nicht hergesucht. Wie schon in der von mir sehr geliebten Folge 02 scheitert ein ansonsten überragend guter Täter an einem absolut nachvollziehbaren Faktor: Während es in #02 das fehlende Gewissen und die fehlende Empathie des dort weiblichen Täters waren, ist es diesmal die Überzeugung, wirklich jede Frau um den Finger wickeln oder zumindest mit ihr reibungslos als partner in crime zusammenarbeiten zu können. Dass eine Dame noch skrupelloser ist als er, liegt jenseits seiner Vorstellungswelt. Dass es dadurch am Ende in Hin und Her gibt, ist absolut konsequent, sodass nicht nur der Täter zu der Verbrechenspartnerin, sondern auch der Inspektor sagen kann (kleine Anspielung für alle, die die Folge schon gesehen haben): „Bei Dir piept’s wohl?“ |