Ich würde sagen, dass zu dem Motiv, dass Hector Rangel die Angst von Luis Montoya gesehen hat, noch ein zweites, damit zusammenhängendes, hinzukam. Rangel wollte ja die Ranch verlassen, vermutlich aus Verachtung für die aus Feigheit unterlassene Hilfeleistung Montoyas für seinen Sohn. Das wusste Montoya und er musste damit rechnen, dass das zu Gerede führen und vielleicht jemand erraten würde, dass er bei der Rettung des Sohnes nicht die beste Figur gemacht hat.
Der angebliche Versuch, den Stier zu töten, konnte für Rangel durchaus plausibel sein, er musste nur annehmen, dass Montoya die Scharte auswetzen und dem Stier noch einmal gegenüber treten wollte, diesmal ohne vor Angst zu erstarren. Er mochte durchaus zweifeln, dass das gelingen würde, was Lebensgefahr für Montoya bedeutet hätte, deshalb kam er ja wohl doch zur Unterstützung, was Montoya richtig eingeschätzte. Andererseits ist ja Erstarren ein durchaus sinnvolles Verhalten, da es in den meisten Fällen den Stier vom Angriff abhalten wird, so dass Rangel nicht hätte helfen müssen, wenn er angenommen hätte, dass Montoya wieder wie vorher reagiert. Jedenfalls hatte Rangel wenig Veranlassung zu denken, dass es eigentlich um ihn ging, nicht um den Stier.
Die häufig hier erwähnte Skepsis, dass Columbo ja den Mord (wieder mal) nicht bewiesen hätte, scheint mir nicht angebracht (auch wenn sie formal richtig ist, aber bei stark psychologiezentrierten Fällen Columbos kommt das öfter vor). Es gab genug Indizien, dass das Alternativszenario, nämlich ein Versuch Rangels, den Stier zu töten, nicht möglich war (insbesondere auch das Wind-Wasser-Problem, das Columbo am Schluss erläutert). Der einzige, der außer Rangel anwesend sein konnte, war Montoya. Also konnte auch nur er der Mörder sein, alles, was für einen überzeugenden Indizienbeweis fehlte, war das Motiv. Und das zeigte sich durch die heraufbeschworene "Gegenüberstellung" mit dem Stier ganz klar. Außerdem war Montoyas Ehre wegen der vielen Zeugen endgültig dahin und er hätte sie auch durch Leugnen nicht wiederherstellen können. Also gesteht er durch Übergabe von Cape und Degen an Columbo, dessen Fähigkeit, ihn zu durchschauen und deshalb zu verstehen er damit anerkennt.
Dass der Mord diesmal nicht so raffiniert inszeniert ist wie in manchen anderen Fällen, ist eigentlich auch plausibel. Der Mörder rechnet ja nur mit der mexikanischen Polizei und nicht mit dem Auftauchen eines superpeniblen Gringos. Ohne den Autounfall Columbos wäre das Ganze doch problemlos als Unfall durchgegangen!
@Rekath, das Motiv war vor allem, daß er dem Sohn nicht zu Hilfe kam.
Und zusätzlich diese Ehre - Sache. In südlichen Ländern hat das nunmal einen großen Stellenwert. Mit dem Mord war sein Ruf nicht mehr in Gefahr.
Eigentlich hätte Hector Rangel lachen müssen, da die Tötung des Stieres durch Montoya diesem doch eigentlich nicht möglich war. Insofern ist die gesamte Logik der Episode dahin.
Gast: Hallo17
14.07.2018 23:32:59
Super Folge. Motiv absolut nachvollziehbar. Allerdings frage ich mich, wo Frau Columbo die ganze Zeit ist, in der der Inspektor „festgehalten“ wird.
Nachdem Horst Stark zuvor schon dreimal die Mörder wunderbar gesprochen hatte, nahm man ihn hier ein viertes und letztes Mal - und wieder garantiert das eine gelungene deutsche Sprachfassung.
Richtig schön: die Musik am Ende, als Columbo und sein neuer Freund Officer Sanchez Abschied nehmen müssen.
Witzige Kulturkontraste zwischen dem Ami und den Mexikanern heitern die ohnehin schon von angenehmem Urlaubsfeeling geprägte Atmosphäre zusätzlich auf. Commandante Sanchez kann von Glück sagen, dass Tourist Columbo ihm über den Weg gelaufen ist und freiwillig für ihn - mit sympathisch-kindlicher Neugier für die ihm fremde Lebenswelt - den Fall zu lösen gewillt ist.
Das Motiv war also einzig und alleine, dass sein Freund sah, dass er als Matador unfähig ist? Und dann diese grausame Hinrichtung? Mein lieber Mann.
Ich fand die Folge ausgezeichnet. Tolle Atmosphäre, hervorragende Synchro. Sehr witzig die Szene mit dem Auto. Toller Ausraster von Montalban.
9/9
Ganz an die England-Episode kommt diese nicht heran, aber ein achtbarer zweiter Versuch, Columbo in ein anderes Land, diesmal Mexico, zu versetzen, wo er grad rein zufällig (das ist diesmal nicht ironisch gemeint) einen Polizeikapitän kennenlernt, der zu einem tragischen Unfall gerufen wird, von dem wir wissen, dass er keiner war… Die üblichen Spiegelfechtereien auf hohem Niveau, ein mächtiger Gegner, ein Clash of Cultures, der aber in England noch süffisanter war (allein das Überhöhen der Klischees, um sie einerseits nicht ernstzunehmen, andererseits aber das Gastland u.a. mit mannigfaltigen Shakespeare-Anspielungen zu respektieren, das ist unerreicht). Etwas seltsam höchstens, dass die Falle am Ende nicht etwa dazu führt, dass der Täter die Ausführung der Tat offenbart, sondern das Motiv. Hier merkt man das auch vom Webseiten-Kommentator aufgegriffene Element des etwas Konstruierten: Falle und Reaktion des Täters sprechen nicht genug für sich, sodass eine Drehbucherklärung hinterher noch nötig war. Immerhin kommt sie. Gut aber nicht überragend, 7 von 9. Schön ist, dass tatsächlich alle wichtigen Gastrollen von Hispanics verkörpert werden.