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Columbo ermittelt im Film- und TV-Biz, eine gealterte Filmdiva spielt eine gealterte Filmdiva (Anne Baxter, für deren schmallippige Schönheit und Ausdruckskraft ich eine Schwäche habe, da sie herb-dominante Damen („Der Glanz des Hauses Amberson“), bedauernswerte Alkoholikerinnen („Auf Messers Schneide“), naive Mauerblümchen („Blue Gardenia“) und durchtriebene Intrigantinnen („Alles über Eva“) spielen kann – also schlicht alles). Mel Ferrer ist als Klatschbiograph immer noch charismatisch, und die Krone der Hollywood-Anspielungen ist der Kurzauftritt der legendären Kostümbildnerin Edith Head als sie selbst. Außerdem erfreut uns die Folge immer wieder mit Film-im-Film-Szenen, am Nettesten bei Anne Baxter am Steuer eines Pkw, mit fiesen Rückprojektionen. Die Arme muss jetzt „Fernsehen machen“; bemerkenswerterweise konnte man bei einer gewissen Fernsehserie namens „Columbo“ niemals miese Rückprojektionen sehen. Wenn man, wie ich, auf Hollywood’s Golden Age steht, kriegt man sich zudem vor Freude über das Erraten der Gesichter von Filmstars, die als Bilder in Mel Ferrers Wohnung hängen, kaum ein. Meines Erachtens ist das Ganze deutlich mehr als nur augenzwinkernde Liebhaberei am Rande und wird diese Doppelbödigkeit geschickt zum Teil der Handlung gemacht – nicht nur in der offensichtlichen Szene, in der Columbo beim Betrachten eines alten Baxter-Filmes (leider offensichtlich ein Nachdreh) auf ein Geheimnis kommt. Auffällig ist, dass bei den Filmstar-Fotos der Anteil derer, die jung gestorben sind, besonders hoch ist, was bereits auf das Morbide des Geschehens hinweisen mag (Carole Lombard! Jean Harlow, die zudem unter einer schrecklichen Klatsch-Biographie leiden musste, wie sie Mel Ferrers Figur nicht reißerischer hinbekommen hätte!! Rodolfo Valentino!!!). Und dann das Spiel der Anne Baxter! Man sollte ja meinen, eine gute Schauspielerin könne Columbo besser täuschen als andere. Kann sie aber nicht, und sie ist dennoch eine gute, eine sehr gute Schauspielerin und zugleich eine Diva. Divenhaft tritt sie auf, divenhaft und etwas aufgesetzt fällt sie ein Mal in Ohnmacht. Das ist aber bar jeglichen Kitsches und von großer Ausdrucks- wie Strahlkraft und scheint mir nur ein kluges Statement zu der Frage, ob in Kunst und Realität verschiedene Gesetze gelten: Ja, tun sie! Wer auf der Leinwand oder auch im Theater absolut überzeugend ist, ist es in der Realität noch lange nicht, da gelten einfach andere Gesetze. Und man sollte, wie so viele Mörder der Serie, nicht versuchen, etwas zu „inszenieren“. Von daher sind die Schauspielermilieu-Columbos oft die besten, und dieser gehört aus etwas persönlichen Gründen zur Top-Kategorie. |